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Rueckblick Leipziger Buchmesse 12.-15.03.2009

Zusammengetragen von Peter, Blanka und Daniel.

Tag 1: Mittwoch

Die Reise zur Buchmesse fängt irgendwie gespenstisch an, dieses Jahr: Auf den Bahnhöfen in Hamburg, Berlin und Leipzig gähnende Leere. Und auch in der Messehalle 5 gedämmtes Licht, leere Stände, runde Sträucher werden durch die Gegend geweht, Morricone-Soundtrack, der Sand kriecht in alle Getriebe. Ist das doch die Krise? Nur die lonesome cowboys von Verbrecher Verlag und Lilienfeld verteidigen die Stadt (bauen Ihre Stände auf).

 

Peter und Daniel machen sich auch ans Werk, es ist kein schöner Job, aber einer muss ihn machen, bzw. zwei. Durch die Hilfe der wie immer reizenden Irina geht aber alles wie geschmiert.  Von den 2 Stunden Standaufbau brauchen wir wie jedes Jahr ca. 1,9 Stunden für das Ankleben der Tapete. Das lohnt sich aber - der nüchterne Messestand verwandelt sich in Omas Wohnzimmer, für das wir viel Lob bekommen (das konnte der Hamburger Tapetenverkäufer nun auch nicht ahnen, O-Ton: "Alder, nimm alles mit, isch mach Sonderpreis, bin isch froh, wenn die Scheise weg is").

 

Tradition #1: Hotel Seeblick.

Nach dem Standaufbau zieht es die beiden Küstenjungs natürlich ins "Hotel Seeblick", wegen der Burger und der guten Aussicht (sprich: Champions League). Nach zwei Bier alle platt, ab in die Unterkünfte, wie immer bei Leipziger Prominenz zu Gast.

 

Tradition #2: Playstation.

Wieso hat das eigentlich seit 2007 nicht mehr funktioniert, dass unsere Übernachtungshosts eine Playstation haben?! Dafür seitdem neu im Angebot: Matratzen. Guter Deal.

 

 

Tag 2: Donnerstag

Den Donnerstag verbringt man normalerweise erstmal mit Rumrennen, da wir natürlich wie immer vergessen haben, die Aussteller-Karten VOR der Messe zu besorgen. Nun klingelt alle zwei Stunden ein mairisch an und möchte unten am Eingang abgeholt und reingelassen werden. Das Herumrennen ist aber gleichzeitig eine gute Gelegenheit, die zahlreichen Manga-Kinder in der Glashalle zu bestaunen (Rekord dieses Jahr: Styroporschwert, Länge ca. 3,20 Meter, wurde den ganzen Tag übers Gelände geschleppt). Zwischendurch Zeit zum Hallo-Sagen, z.B. bei den geschätzten Kollegen von Voland & Quist nebenan. Deren schlichter Eckstand mal wieder ein echter Blickfang ist.

Standszenen #1:

Er (im Anzug): "Erzählungen. Heißt das, dass die Texte nicht aufeinander aufbauen und unabhängig voneinander funktionieren?"
mairisch: "Äh, ja genau."
Er: "Und Roman heißt ein langer Text?"
mairisch: "Yeap."
Er (dreht und wendet unsere Bücher; dann unzufrieden zu seinem Kollegen): "Mann ey, können die hier nicht mal ordentliche Zusammenfassungen auf die Bücher drucken?"
mairisch (zerknirscht): "Ja, ja, auf unseren neueren Büchern machen wir das ja jetzt auch so."

 

Wir wundern uns über Besucher, die scheinbar keine Leser sind, aber Zusammenfassungen auf Büchern fordern. Das löst sich aber auf, als wir den "20th Century Fox"-Pin am Anzug des Besuchers sehen. Leute vom Film. Aha. Also immer schön storylines auf die Bücher drucken, gell.

Traditionen#3: Lange Leipziger Lesenacht (Daniel):

Wie immer am Messedonnerstag wird in die Moritzbastei zur L3 gepilgert. Diesmal müssen wir uns allerdings aufteilen, Andreas Stichmann liest beim "Lesemusikzimmer" im Werk II.

Vorher essen wir noch schnell einen großen Berg Gnocchis im Nikolaikeller, wo wir allerdings direkt nach dem Essen gehen müssen, da "jetzt hier die Randomhouse-Party stattfindet, nur für geladende Gäste, vergessen Sie Ihre Mütze nicht, auf Wiedersehen."

In der Moritzbastei wird es erst langsam voll, aber um 22.30 Uhr, als Michael Weins zum ersten Mal aus dem druckfrischen "Delfinarium" liest, ists schon ziemlich eng. Hinterher Bier. Gegen 3 Uhr zwingen wir uns zum Gehen. Man will ja gar nicht weg da.

 

 

Tag 3: Freitag

Freitag früh um 10 treffen wir uns mit einigen der anderen Indie-Verlage, um zu besprechen, wie sich per gemeinsamer Vorschauverschickung an die Presse die Weltherrschaft erlangen lässt. Der Plan ist eigentlich ganz simpel: Wir brauchen 200 Vorschauen mehr als im letzten Jahr. Na, das lässt sich machen. Die Nennung des Verschickungs-Termins allerdings lässt einigen die Haare zu Berge stehen: "Woher soll ich denn im April schon wissen, wie meine November-Titel aussehen werden?"

Standszenen #2:
Besucherin: "Ich wollte nur mal fragen, wann kommt denn was Neues vom Finn?"
mairisch: "Sehr wahrscheinlich im Herbst. Ein Erzählungsband."
Besucherin: "Toll. Ich LIEBE Erzählungen."
mairisch (das geht runter wie Öl): "Danke!"

Nachmittags dann die Lesung von Michael Weins und Andreas Stichmann auf der "Leseinsel der Jungen Verlage". Entspannte Sache, gute Lesung, kurz und bündig, ne halbe Stunde zu früh fertig, das freut die Messeleitung. Zum Abschluss des Tages packt Andi Stichmann ein Bündel Freunde und ein Croquet-Spiel aus - der grüne Teppich der Leseinsel ist der perfekte Rasen zum Spiel, wobei die Leipziger Croquet-Variante eher nach Hockey aussieht. Whatever, das freut die Messeleitung und die Standnachbarn.

(c) Roberta Schneider
(c) Roberta Schneider

Traditionen #4:
Pizzeria Rizzi am Markt. Absoluter Pflichttermin für alle mairischs. Leider, leider, die leckeren Hackfleischbällchen, von denen ich seit der letzten Buchmesse phantasiere, sind aus. Die kommen direkt aus Italien. Muss ich nächstes Jahr wohl wieder kommen ;-)

 

Während Finn-Ole Heinrich irgendwo in der Stadt gemeinsam mit Clemens Meyer liest (eine Lesung, von der Meyer Spektakuläres zu berichten weiß), machen wir Zwischenstopp im Café Telegraph, wo wir nicht nur nette Bekannte treffen, sondern uns auch sehr wundern über einen riesenhaften Sambuca ohne Kaffeebohnen, einen White Russian im Martiniglas und ein klobiges Bier. Hinsichtlich Alkohol wurde sich an diesem Abend noch über Einiges gewundert - vor allem auf der Party der Jungen Verlage.

Dieses Jahr haben die Veranstalter mit der Alten Hauptpost eine wunderbare Location gefunden, die das zulässt, was alle vor allem wollen: Rumstehen, Reden und Bier trinken. Auch wenn zum Schluss leider nicht mehr alle reingelassen wurden.

(Fotos dankbar geliehen von der Leipziger Volkszeitung)

Nachtszenen #2 (Blanka):
Party der jungen Verlage in der alten Hauptpost am Augustusplatz. An der Garderobe neben den alten Schließfachanlage steht eine endlose Schlange. Eine Bekannte, die ich seit Ewigkeiten nicht mehr gesehen habe, erzählt mir, dass sie früher hier ein Schließfach hatte. Sie weiß sogar noch die Nummer und zeigt mir das Schließfach. Genau das ist Leipzig. Ich hab hier früher auch meine Päckchen abgeholt.

 

 

Tag 4: Samstag

Blanka und Steffi erbarmen sich und machen die ungeliebte Samstags-Frühschicht. Von Tag zu Tag wird die Messe voller, nur so erklärt sich der Besucherrekord dann doch noch. Ansonsten ein ganz normaler Messetag, die meisten Termine und Veranstaltungen sind ja schon geschafft.

Standszenen #4:
Sie (65) und ihr Mann: "Sie veröffentlichen doch Literatur von jungen Autoren. Also Autoren, die am Anfang ihres Weges stehen?"
mairisch: "Ja, genau. das ist uns wichtig, dass wir junge Autoren auf ihrem Weg begleiten. Warum fragen Sie?"
Sie: "Ah, sehr schön, ich stehe auch quasi am Anfang meiner Karriere. Ich habe jetzt erst mit 65 angefangen zu schreiben und bin auf der Suche nach einem Verlag." (Ihr Mann schiebt sie noch ein Stück weiter in den Messestand rein.)
mairisch: "Ähm, im Prinzip haben sie Recht, aber ich bin mir nicht sicher, ob Sie bei uns richtig aufgehoben sind."
Sie (sichtlich enttäuscht).
mairisch: "Aber ich wünsche Ihnen ganz viel Erfolg und geben Sie nicht auf, auch wenn's bei uns nichts wird!"

Ähem.

Nachtszenen #2 (Blanka):
Es ist fünf vor sechs. Gleich gongt's. Uff, vorletzter Tag geschafft. Alexander Gumz fragt mich, wo es heute abend noch was zu essen gibt. Ich sage: "Kowalski, das ist genau richtig post-Buchmesse". Später treffe ich im Kowalski Daniela Seel. Alexander Gumz kommt auch, obwohl ich nicht mal die Adresse wusste. Die komplette mairisch-Crew plus unser treuester Leipziger Fan sitzen auch noch mit am Tisch. Die Luftschächter sitzen schräg weiter hinten im Raum. Am Ende haben wir das halbe Kowalski umgeräumt und lecker gegessen. Da hab ich die Buchmesse am Liebsten gehabt, dieses Jahr.

 

Traditionen #5 (Blanka):
"Kalter Hund" im Kowalski. Buchmesse geht nicht ohne.

 

Abends dann wieder aufgeteiltes Programm: Während Peter mit Andreas Stichmann in DLL geht, wandert der Rest ins "Ilses Erika", wo heute die legendäre Hamburger Schischischo zu Gast ist. Die Gastgeber Sven Amtsberg, Michael Weins und Alexander Posch sind von gestern noch sichtlich angeschlagen, halten sich aber tapfer und überlassen die Bühne gerne auch ihren Gästen, u.a. Julius Fischer. Das Schischi ist auch da, muss aber früher gehen, weil es noch in Braunschweig verabredet ist. Ts ts.

Hinterher Bier und Verbrüderungsszenen an der Bar. Auf die DLL-Party schaffen wir es dann nicht mehr.

 

 

Tag 5: Sonntag

(Peter): Der Sonntag ist mein liebster Messetag. Alle sind gut gelaunt und freuen sich darauf, dass endlich alles vorbei ist, man später die Tapete von der Wand reißen darf, am Abend wieder im eigenen Bett schlafen wird und darauf, die mitgebrachten, schweren Bücher zu verkaufen und vor allem zu tauschen. Bei Voland & Quist tausche ich den neuen Popović "Die Spieler" und beim Verbrecher Verlag von Dietmar Dath "Für immer Honig", das ich seit zwei Tagen lese und das bis hierhin super ist (toller gelber 1040-Seiten-Klotz!).

 

Traditionen #6
Vom Roßplatz bis zur Kantstraße: Vielen Dank an Anja, Annegret & Tim und Astrid, die uns jedes Jahr aufs Neue aufnehmen!

 

 

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Kommentare: 3
  • #1

    Susanne (Montag, 23 März 2009 16:50)

    Ui, da wär ich gern dabeigewesen. So ein Mist, dass es wieder nicht geklappt hat, aber ich kann ja top-optimistisch rufen: Nächstes Jahr!

    Schöne Grüße.

  • #2

    Tobi Kunze (Mittwoch, 25 März 2009 13:30)

    Danke für diesen wunderbaren Bericht!

  • #3

    Sebastian (Donnerstag, 26 März 2009 10:42)

    croquet, aha. bin halt ein banause bei sowas ;). aber ebenfalls danke für diesen schönen bericht!

    lese gerade delfinarium, gefällt mir sehr gut!